Ein Magazin als Liebeserklärung

Ein Magazin als Liebeserklärung

Zeitschriften haben auch heute noch gute Chancen auf dem Markt. Das gilt vor allem dann, wenn sie nicht einfach Erfolgskonzepte kopieren und Trends hinterherlaufen, sondern ein eigenes Profil entwickeln. Mit hohem Anspruch an Fotos und Texte, der festen Verwurzelung in der Region und einem starken Tageszeitungsverlag im Rücken hat sich Alblust – Das Schwäbische Albmagazin etabliert.

Im Zeitschriftenhandel füllen die Landleben-Magazine etliche Regalmeter. Landlust heißt der Marktführer, der erstaunliche Erfolge feiern konnte und zwischenzeitlich sogar die Millionengrenze überschritten hatte. Dazu kommen die vielen Nachahmer samt Ablegern, die das Land in irgendeiner Form im Titel tragen. Braucht es also ein weiteres Landleben-Magazin am Kiosk? Werden die Leser zugreifen, wenn es doch offensichtlich schon ein Überangebot gibt?
Ja, hat Valdo Lehari, der Verleger des Reutlinger General-Anzeigers gesagt. Ja zu einem Magazin, das eine gute Ergänzung zur eigenen Lokalzeitung ist, die seit 129 Jahren auf dem Markt ist. Eine Zeitschrift, die den Trend zur Heimat und die Sehnsucht nach Rückzug in einer immer komplexer werdenden Welt aufgreift. Die sich aber nicht in Rezepten und Deko-Ideen erschöpft, sondern Geschichten erzählt und sich dabei auf eine Region, die Schwäbische Alb, fokussiert und alle Themen daraus schöpft. Ein Magazin, das sich im Handel bewähren muss – mit hohem, journalistischem Anspruch ohne PR- und Bezahl-Geschichten.
Die Schwäbische Alb bietet dabei gute Voraussetzungen. Hier leben genug eigensinnige Charaktere, die Besonderes geschaffen, und emsige Tüftler, die ihre Unternehmen zu heimlichen Weltmarktführern gemacht haben. Dass schon vor über 150 Jahren der Schwäbische Albverein gegründet wurde, zeigt, dass auch Wanderer und Ausflügler die Landschaft schon seit jeher geschätzt haben. Die Region bietet viel Spannendes, doch vieles war und ist nicht bekannt.
Nun hat sich das Image der Alb in den vergangenen Jahren kräftig gewandelt. Ein Grund dafür sind die vielen Auszeichnungen, die ihr Aufmerksamkeit beschert haben: Sie ist „Unesco Global Geopark“, ein Teil von ihr wurde zum Unesco-Biosphärenreservat erhoben und gleich mehrere Unesco-Weltkulturerbestätten liegen in der Region. Dass das Interesse an regionalen Lebensmitteln gestiegen ist, spielt dem Landstrich, in dem viele Genuss-Handwerker arbeiten, ebenfalls in die Hände.
Also ein guter Zeitpunkt, dieser sich wandelnden Region ein eigenes Magazin zu widmen, das eine Identifikationsplattform für die Albbewohner selbst schafft, indem es deren Lebensgefühl ausdrückt. Eine „Liebeserklärung an die Schwäbische Alb, an ihre Menschen, ihre Landschaft, an ihre Kunst und Kultur“, wie es Joachim Bräuninger formuliert. Der Journalist ist seit zehn Jahren fürs Marketing der Regionalzeitung Reutlinger General-Anzeiger verantwortlich und hatte die Idee zu Alblust – Das Schwäbische Albmagazin. Als Zielgruppe definierte er die Anhänger ländlicher Lebensart mit starker Affinität zur Schwäbischen Alb – und zwar nicht nur Frauen ab 40, sondern auch Männer.
Das erste Heft wurde im Januar 2013 auf der Touristikmesse CMT in Stuttgart vorgestellt – damals mit einem Umfang von 112 Seiten und geplanten zwei Ausgaben im Jahr. Mittlerweile erscheint Alblust – Das Schwäbische Albmagazin viermal im Jahr mit einer Auflage von 25 000 und einem Heftumfang von 144 Seiten. Diese Entwicklung spiegelt auch die Anzeigensituation wider, die dank bester Kontakte in die Region sehr positiv ist. Somit leistet das Magazin einen Beitrag, Anzeigenkunden der Tageszeitung auch über Alblust an den Verlag zu binden.

Alblust ist eine regionale Zeitschrift, die auch Insidern noch neue Impulse gibt.

Im redaktionellen Teil von Alblust findet der Leser zu Beginn eine Reihe doppelseitiger Fotos, die mit Landschaften und Menschen aufs Heft einstimmen. Die Rubrik „Älbler“ dreht sich um Macher und Originale mit Reportagen aus Unternehmen, die ihre Erzeugnisse und ihr Know-how von der Alb aus in die ganze Welt liefern: Von den Schokoladen-Weihnachtsmännern bis zu Hightech-Textilien, vom Rohrpost-Hersteller bis zum Lasershow- Spezialisten. Es werden aber auch Menschen vorgestellt, die ein ungewöhnliches oder ein längst vergessenes Handwerk betreiben und die einen Blick hinter die Kulissen erlauben, wie etwa die Hausmeister auf Burg Hohenzollern.

„Die Berichte über die Region sind für mich wertvoll und eine Entscheidungshilfe für Ausflüge

Um Bildhauer, Filmemacher, Maler, Komponisten, um junge und alte Künstler geht’s in der Rubrik „Schauplatz“. Unter dem Stichwort „Landpartie“ stellt Alblust Ausflugsziele in großen Reportagen vor: Wanderungen und Radtouren, Burgen und Museen, Höhlen und Orte, wobei die Geschichten mit Informationen zum Thema ergänzt werden. Vom Alb-Safran bis zum Streuobst-Essig, vom Fisch-Räucherer bis zum Biobäcker, vom Sterne- Koch bis zum Wirt im Wanderheim reicht die Rubrik „Tafelrunde“. Landschaft und Natur stehen bei „Flurstück“ im Mittelpunkt und dazu gehört auch die Serie „Tiere der Alb“ mit spektakulären Tierfotografien.
Die Qualität der Fotos bestimmt auch den optischen Eindruck des Magazins. Gute Texte und eine interessante Themenmischung, die auch Überraschungen beinhaltet, bilden natürlich die Basis für Alblust. Zum Markenzeichen haben sich mittlerweile aber die hervorragenden Bilder entwickelt. Der Ansatz, mit jeder Geschichte einen Autor und auch einen Fotografen zu beauftragen, unterscheidet das Magazin von anderen, die ihre Artikel überwiegend mit Agentur- oder PR-Material bestücken. Die authentischen Bilder punkten durchaus beim Leser: „Die Ausgabe gefällt mir sehr gut – insbesondere der Augenschmaus mit den tollen Fotos“, hat es ein Leser formuliert. Auch in anderen Zuschriften und in Gesprächen mit Lesern wird häufig die Qualität der Bilder erwähnt.
Vor zwei Jahren wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit auch eine Leserbefragung durchgeführt. Sie ist zwar nicht repräsentativ, gab der Redaktion und dem Verlag aber dennoch ein interessantes Feedback. Leser haben darin auch auf offene Fragen geantwortet, etwa danach, warum ihnen Alblust gefällt und sie das Magazin weiterempfehlen würden. „Weil es eine regionale Zeitschrift ist, die auch Insidern noch neue Impulse gibt“ und „Zeigt mir das Land in neuer, vertiefender Perspektive“ lauten zwei von mehreren Antworten, die in diese Richtung gingen. Dabei haben viele den Nutzwert des Heftes unterstrichen und es fielen Sätze wie: „Die Berichte über die Region sind für mich wertvoll und eine Entscheidungshilfe für Ausflüge.“ Bei der Bewertung der Inhalte haben auch fast alle Befragten Themen wie „Ausflugstipps“ und „Essen, Trinken, Genießen“ und „Land erleben“ mit „gut“ und „sehr gut“ beurteilt. Alblust scheint es also zu gelingen, sowohl den Menschen von der Alb als auch von außerhalb – ob Ausflüglern, Wochenendgästen oder Urlaubern – die Augen für die Besonderheiten der Region zu öffnen, sie zu überraschen und ihnen Impulse dafür zu geben, was man in der Region erleben kann.
Das Magazin ist im Pressegrosso in Baden-Württemberg, also an Kiosken, Tankstellen, in Einkaufsmärkten und Buchhandlungen, und bundesweit im Bahnhofsbuchhandel und an Flughäfen erhältlich. Viele beziehen mittlerweile das Magazin im Abonnement. Außerdem wird es in den Geschäftsstellen des Reutlinger General-Anzeigers verkauft – sehr erfolgreich, denn für Alblust wird auch regelmäßig in der Zeitung geworben. Außerdem schaltet der Verlag regelmäßig Radiospots für Alblust und fördert den Verkauf mit Point of Sale-Maßnahmen.
Inzwischen ist die 16. Ausgabe erschienen und die Grossisten in Baden-Württemberg staunen darüber, dass ein Neuling im hart umkämpften Feld der Landmagazine von Ausgabe zu Ausgabe Land gewinnt. „Wir sehen dies als Bestätigung und als Ansporn, das Magazin weiterzuentwickeln“, sagt Magazinleiter Joachim Bräuninger. Dabei trifft es sich gut, dass der Schwäbische Alb Tourismusverband (SAT) das ehrgeizige Ziel verfolgt, aus dem Schatten der Tourismus-Destinationen Schwarzwald und Bodensee herauszutreten und froh ist, wenn ein Magazin wie Alblust mit hohem journalistischem und fotografischem Qualitätsanspruch Überzeugungsarbeit im Sinne einer starken Marke Schwäbische Alb leistet.
Einen publikumswirksamen Schulterschluss mit den Touristikern gab es dazu erst kürzlich bei der Lifestyle- Messe „Schön & Gut“, zu der regelmäßig im Herbst 20 000 Besucher nach Münsingen kommen. Das Magazin präsentiert sich dort mit einem eigenen Alblust-Kochstudio: Messebesucher können hier viele Köche, die bereits in Alblust vorgestellt wurden, kennenlernen und ihnen bei der Arbeit zusehen. „Wenn dann im Alblust-Kochstudio der SAT-Präsident Mike Münzing am Herd steht, Gaisburger Marsch zubereitet und von den Produkten der Alb schwärmt“, sagt Joachim Bräuninger, „dann ist das beste Werbung in eigener Sache.“

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Chefredakteurin
Alblust – Das schwäbische Alb-Magazin