Wie man ein Buch verkauft, das schon jeder kennt

Wie man ein Buch verkauft, das schon jeder kennt

Die Bibel ist nicht nur irgendein Buch – das Buch der Bücher ist das erste gedruckte Buch aller Zeiten und das meistverkaufte dazu. Grund genug, die neue, überarbeitete Version in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Luthers Übersetzung der Bibel in die Sprache des Volkes machte erstmals die vollständigen Texte im Jahr 1534 allen Menschen in deutscher Sprache zugänglich. Nun, etwas über 480 Jahre später, bringt die Deutsche Bibelgesellschaft zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine neu überarbeitete Fassung heraus, die sich einerseits wieder genauer an den hebräischen und griechischen Urtexten ausrichten und andererseits wieder stärker an Luthers kerniger Sprache orientieren soll. Doch nicht nur der neue Text ist das Hauptverkaufsargument – eine limitierte Edition attraktiv veredelter Schuber, entworfen von Prominenten wie Janosch, Jürgen Klopp, Peter Gayman und Klaus Meine, machen aus einem verbreiteten Buch ein begehrtes Sammlerstück.
Geschätzte zwei bis drei Milliarden Mal hat sich die Bibel in ihrer langen Geschichte bereits verkauft – und trotzdem kommen weitere Auflagen auf den Markt. Zum Vergleich: der Koran, das dritterfolgreichste Buch der Menschheitsgeschichte – gleich nach den Worten des Vorsitzenden Mao Tse-Tung – wurde bisher „nur“ rund 800 Millionen Mal verkauft.

Mehr Aufmerksam keit durch Veredelung

Betrachtet man die Bibel einmal – unabhängig von ihrer religiösen, historischen und soziokulturellen Bedeutung – ganz nüchtern als Printprodukt, so erscheint der Markt recht übersättigt. Denn selbst bei einer Neubearbeitung dürfte es für den Leser wenig Überraschendes geben. Mit neuen Offenbarungen oder überraschenden Wendungen kann man wohl nicht rechnen und auch der Schluss der Neubearbeitung wird wohl keinen plötzlichen Twist bereithalten.
Um das Buch und seine Botschaften einer noch breiteren Zahl an Menschen zugänglich zu machen und seine ungebrochene Relevanz auch in der heutigen Zeit zu unterstreichen, setzt die Deutsche Bibelgesellschaft auch auf modernes Marketing und Druckveredelung.
Zusammen mit der Brancheninitiative Creatura, ein vom Fachverband Medienproduktion e.V. (f:mp.) ins Leben gerufenes Team von Veredelungsexperten, wurde das Konzept für eine limitierte Auflage von Schubern entwickelt, für die diverse Prominente gewonnen werden konnten. Diese entwarfen, je nach Bedarf unterstützt von erfahrenen Designern, Schuber nach eigenen Vorstellungen in Bezug auf die Bedeutung der Bibel für ihr Leben oder auf ihr liebstes Bibelzitat.

Mit viel Kreativität ans Ziel

Insgesamt wurden elf verschiedene Prominenten- Schuber für die Luther-Bibel 2017 produziert. Die ersten acht von Janosch, Jürgen Klopp, Peter Gaymann, Dieter Falk, Klaus Meine, Wolfgang Dauner und Randi Bubat, Uschi Glas sowie von Joe Hennig wurden gerade auf der Frankfurter Buchmesse 2016 präsentiert. Drei weitere, welche von Margot Käßmann, Harald Glööckler und Heinrich Bedford-Strohm entworfen wurden, sind gerade von den Projektpartnern Gräfe Druck & Veredelung, Heidenreich Print und Vogt Foliendruck produziert worden.
Wenn man die Liste der Prominenten liest, die mit ihren eigens gestalteten Schubern die neue Bibelausgabe bereichern, fällt auf, aus wie vielen verschiedenen Bereichen des kulturellen Lebens diese kommen – von Kirchenvertretern über klassische und Rockmusiker, Sportler, Schauspieler, Karikaturisten, Grafitti Artists oder Kinderbuchautoren und Illustratoren ist für fast jeden Geschmack ein Vertreter dabei. Dadurch wird erreicht, dass für eine sehr breite Zielgruppe mit den unterschiedlichsten Vorlieben und eigenen Vorstellungen zum Buch der Bücher eigentlich immer ein Schuber dabei ist, über den ein emotionaler Bezug zur Bibel hergestellt werden kann.

Ein sehr persönlicher Bezug

Wenn man ehrlich ist, muss man zugeben, dass jeder, der die neu überarbeitete Bibelausgabe um ihrer selbst Willen haben möchte, diese auch ohne Schuber kaufen wird. Dennoch muss man auch einräumen, dass – wenn man beispielsweise ans Weihnachtsfest denkt – eine Bibel an sich für viele, wenn nicht mittlerweile sogar für die meisten Menschen ein wenig attraktives Geschenk wäre“, so Dieter Beller, Vorstandsvorsitzender Fachverband Medienproduktion (f:mp.). und Mitinitiator der Creatura-Initiative. „Das ist zwar, gerade in Bezug auf Weihnachten, schon ein wenig ironisch, aber die breite Verfügbarkeit des Buchs hat seine wahrgenommene Wertigkeit als Objekt innerhalb der breiten Masse der Gesellschaft gemindert. Durch den Schuber, das haben unsere bisherigen Erfahrungen beispielsweise auch auf der letzten Buchmesse gezeigt, wird das Buch der Bücher zum begehrten Objekt für Privatpersonen genauso wie für Unternehmen. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn ein von Jürgen Klopp entworfener Schuber als Geschenk ausgewählt wurde, zeigt der Schenkende dem Sportfan, dass er an ihn gedacht hat, dass er von seiner Leidenschaft für Sport weiß und daran anknüpft. Das vermittelt Wertschätzung und verleiht der Bibel als Geschenk einen persönlichen Bezug.“
Häufig erlebe man ja auch, führt Dieter Beller weiter aus, dass gerade die Bibel als Geschenk mit ein wenig Sorge betrachtet werde. Es ist die große Zahl der verschiedenen unterschiedlichen Geschichten in der Bibel und die sehr persönliche Natur religiöser Anschauung, die man bei seinem Gegenüber meist nur schwer einschätzen kann. Das führt schnell zu der Sorge, dass der Beschenkte sich statt zu freuen, vielmehr fragt, was man ihm denn mit dem Geschenk einer Bibel sagen wolle.
Der Schuber sorgt durch den Verweis auf den gestaltenden Prominenten für einen neutraleren und dennoch sehr persönlichen Bezug. Er vermittelt echtes Interesse an den Vorlieben des Beschenkten. Die hochwertige und geschmackvolle Veredelung trägt ein Übriges dazu bei, die Wertigkeit des Geschenks zu unterstreichen. „Das kommt letztlich auch den Botschaften der Bibel entgegen und sorgt dafür, dass vielleicht auch Menschen, die sich bisher nicht so sehr dafür interessiert haben, sich mit den Texten der Bibel auseinandersetzen. Und das ist an sich schon eine gute Sache“, kommentiert Rüdiger Maaß.

Mit Kompetenz und Know-how

Allerdings war für die Umsetzung der sehr unterschiedlichen Designs und vor allem der dafür benötigten vielen verschiedenen Techniken der Druckveredelung reichlich Know-how nötig – und zwar nicht nur technisches Wissen, sondern auch eine schlüssige Strategie für die wirtschaftliche Machbarkeit – insbesondere bei der hohen geplanten Auflage. „Wenn man die prächtigen historischen Bibeln sieht, die seinerzeit von Mönchen handgefertigt und mit größtem Aufwand veredelt wurden, spornt einen das natürlich an, bei der Gestaltung alle Register zu ziehen“, beschreibt Dieter Beller den Kreativprozess, „allerdings darf man auch die wirtschaftliche Seite nicht vergessen. Gemeinsam haben wir einen Weg gefunden, die innovativen und oft sehr anspruchsvollen Ideen der Prominenten dennoch umzusetzen. Durch eine intelligente Nutzenaufteilung auf drei Druckbogen und die Verteilung auf unterschiedliche Techniken entstand eine Veredelungskombination der elf Schuber, die sowohl industriell produzierbar ist als auch einen hohen Aufmerksamkeitswert erzielt. So konnte eine Kombination von Kaltfolientransfer, Prägefoliendruck und Lackveredelungen sowie Spezialeffekten umgesetzt werden.“
Das große Interesse an den limitierten Schubern zeigt bereits jetzt, dass die Strategie aufgeht. Die Bibel im Promi- Schuber hat es in sich und verspricht die weitere Verbreitung der christlichen Botschaft. Denn nicht nur die prominente Person steht im Fokus – das von ihm oder ihr gewählte kurze Bibelzitat schlägt eine Brücke zum Text und lädt zum Nachlesen ein.
Gerade in Zeiten, in denen immer wieder aus politischem Kalkül heraus eine irrationale Angst vor der sogenannten „Islamisierung“ geschürt wird, zeigt die Aktion, dass das Christentum durchaus nicht Gefahr läuft, verdrängt zu werden. Vielmehr kommt es in einem modernen und ansprechenden Gewand daher und kann es sich leisten, in ruhiger Toleranz und in Nächstenliebe mit Koran oder Tora friedlich zu koexistieren. Und wer das nicht wahrhaben will, kann ja selber einige Bibeln in der Einkaufsstraße seiner Wahl verteilen – ein paar sind ja noch da.

Autorin(nen) / Autor(en):
Geschäftsführer
Fachverband Medienproduktioner e.V.