Below-the-Line - Der neue Markenauftritt von Volkswagen

Below-the-Line - Der neue Markenauftritt von Volkswagen

Volkswagen Nun ist es publik, woran 19 hausinterne Teams bei Volkswagen und ein Pool von 17 Werbeagenturen 9 Monate lang gearbeitet haben: der neue Markenauftritt von VW und das neue VW-Markenlogo.

Die 12. Variation des VW-Logos seit 1937 wurde mit Superlativen gefeiert. Zwei Jahre nach der Erstvorstellung des Markenlogos, im September 1939, erschien die Erstausgabe von Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens, dem bis heute unangefochtenen Standardwerk der Markentechnik. War es Zufall, dass im gleichen Jahr, 1939, das VW-Logo nur zwei Jahre nach der Einführung von äußerem Ballast befreit worden ist oder war das der Einfluss der Markentechnik von Hans Domizlaff? Für Hans Domizlaff sind Marken beseelte Wesen, deren Lebenszyklus, Wachstums- und Reifeprozesse sich im Logo seismografisch widerspiegeln, und aufzeigen, wie sich eine Marke innerlich wandelt. 1999 und 2000 wurde schrittweise eine leichte Schattierung eingeführt und 2012 eine Dreidimensionalität, wie es bei Mercedes Tradition ist. Jetzt schließt sich auch Volkswagen dem 2D-Trend an, wie es auch bei Opel und anderen Marken zu beobachten war. Warum dies in Zeiten der Digitalisierung von Vorteil sein soll, hat sich mir noch nicht erschlossen, da dank der Digitalisierung hoch komplexe Darstellungen viel leichter möglich und umsetzbar sind. Oder ist es lediglich ein „Back-to-the-roots?“ Aldi hat mit der Logo-Dreidimensionalität sein eigenes Profil aufgewertet und erfolgreich gegen den 2D-Experten-Trend gearbeitet.

Weniger starr, dafür flexibler und „offener“ ?

Bei Volkswagen geschieht erstmals ein Bruch in der inneren Markenlogo-Linie seit 1937: Das W – das Wort-Symbol für Wagen – hat unten keine Verbindung mehr zum schützenden Kreis der Marke und hängt quasi in der Luft. Bei allen vorhergehenden VW-Logo-Modifikationen war die Verankerung des V und W im Kreis unverrückbar. Und jetzt ist das W losgelöst. Hat die Marke die Bodenhaftung verloren oder will man sich radikal abheben von dem, was bisher unter VW zu verstehen war? War es der Bruch mit dem alten Management und dem Dieselskandal, oder der Bruch mit der Markenagentur METADESIGN, von der sich VW inmitten der Neuentwicklung des neuen Markenauftrittes getrennt hat? Will man weniger starr und dafür flexibler und „offener“ sein? Warum nicht gleich eine komplette Abgrenzung zum Ring der Marke auch oben zum Kreis? Zum einen wird hier auf rundum festen „Halt“ verzichtet, was die Marke anbelangt, und gleichzeitig mit einer Linie links und rechts des Markenlogos ein künstlicher Halt und eine Begrenzung nach oben signalisiert. Auf dem Handy und am PC erscheint dann quasi der neue Markenauftritt „below the line“. Man wird sich an das neue Markenlogo gewöhnen wie bei allen anderen Marken-Modifikationen. Welche innere Wandlung zur Veränderung des VW-Logos geführt hat, und wie die eingefleischten VW-Fans darauf reagieren, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob der Schritt eine Befreiung oder eine Beschädigung für die Marke war. In jedem Fall wünschen wir der Marke Volkswagen viel Glück und Erfolg beim neuen Kurs hin zur E-Mobilität.

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Autorin(nen) / Autor(en):
Dipl.-Kfm.
RÜBYMEDIA