Wer ist der Beste im ganzen Land?

Wer ist der Beste im ganzen Land?

Rankings Arbeitgeber-Zertifikate gibt es im Dutzend, aber nicht für lau. Manche kosten viel Geld, andere sind für Bewerber aufwendig. Doch eine starke Arbeitgeber-Marke ist eine Investition in die Zukunft.

In Zeiten von New Work boomen die Dienstleistungen für Arbeitnehmer: Kinderbetreuung, Sabbatical, Catering/Kantine, betriebliche Altersvorsorge, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice- Tage (prinzipiell jedenfalls, für jetzt ist erst erstmal gut), Weiterbildungsmaßnahmen – die Liste ist lang. Unternehmen können ihrer Belegschaft, vor allem aber Bewerbern in vielen Punkten entgegenkommen, um sich ihrer Dienste zu versichern. Ein gutes d.h. wunschgerechtes Gehalt sowie eine angenehme Arbeitsatmosphäre mit der Möglichkeit schnell aufzusteigen, das reicht nicht mehr. In vielen Zukunftsbranchen gibt es einen Mangel an qualifizierten Kandidaten – Bewerber mit stark nachgefragten, hochspezialisierten Kenntnissen können es sich also aussuchen, für wen sie arbeiten. Viele Unternehmen streichen ihre Kernkompetenzen daher öffentlich heraus: Employer-Branding war noch nie so gefragt wie heute. Eines der Mittel der Wahl sind dabei Arbeitgeber-Siegel. Auf der Website und als PR-Werkzeug überall dort eingesetzt, wo potenzielle Bewerber mit dem Unternehmen in Kontakt kommen, machen sie gleich auf den ersten Blick Eindruck. Wie nachhaltig der ist, kommt dann sicher auf den Einzelfall an. Denn obwohl Studien immer wieder belegen, dass etwa Uni-Absolventen sich nicht von solchen Zertifikaten beeindrucken lassen, bleibt die Tatsache bestehen, dass es sehr viele davon gibt und viele Unternehmen sie auch sehr gerne benutzen. Womit der Kern des Problems bereits angesprochen wäre: Die meisten Arbeitgeber- Siegel werden zu Gewinnzwecken herausgegeben, d.h. sie kosten die Bewerberfirmen Geld. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede, von wenigen Hundert Euro bis zu 20 000 Euro pro Lizenzperiode, meist ein oder zwei Jahre.

Kleiner Wegweiser durch den Zertifikate-Dschungel

Anbieter lassen sich nach vier Kategorien unterscheiden

Arbeitgeber-Siegel von Bewertungsportalen
Kununu, Xing und Glassdoor vergeben Zertifikate für besonders arbeitnehmerfreundliche Mitglieder ihrer Websites. Um diese werblich nutzen zu können, müssen die Rechte dafür erworben werden, meist für wenige Hundert Euro. Bewertet werden die Kommentare der Nutzer und die Reaktion der Unternehmen darauf.

Kostenpflichtige Zertifikate
Teurer sind Zertifikate, die aufgrund von Arbeitnehmerbefragungen vergeben werden. Unternehmen wie Great Place To Work, das Düsseldorfer Institute of Research & Data Aggregation oder die Konstanzer Zeag GmbH geben Audit-Preise und Lizenzgebühren von mehreren Tausend bis zu über 20 000 Euro an. Um von Focus Business als einer von 1000 Top-Arbeitgebern aufgeführt zu werden, wird zwar erst einmal kein Geld fällig, für die werbliche Nutzung des Siegels dann allerdings schon. Und zwar nicht zu knapp.

Gütesiegel für bestimmte HR-Aspekte
Ausgezeichnet werden Arbeitnehmer hier für erstklassige Employer-Branding- Strategien oder Human-Resources-Innovationen. Auch herausragende Leistungen bei einzelnen Themen wie Familienfreundlichkeit oder Inklusion werden belohnt. Die Preise dafür liegen wegen des höheren Aufwands seitens der Unternehmen bei deutlich unter Tausend Euro.

HR-Auszeichnung durch Zielgruppen
Einige Unternehmen können sich auch ganz ohne Bewerbung als Top-Arbeitgeber bezeichnen. Unternehmen wie die Funke-Tochter Trendence oder die Axel-Springer-Akquisition Universum befragen Schüler, Studenten und Young Professionals jährlich nach ihren liebsten Unternehmen und verkaufen den genannten Firmen bei Bedarf dann ihre Employer-Branding-Dienstleistungen.

56 Anbieter weist der Online-Zert-O-Mat derzeit aus, eine Dienstleistung der Düsseldorfer 3H Value GmbH, die mithilfe umfangreicher Fragebögen das individuell am besten geeignete Zertifikat herausdestillieren will. Erste Hilfe hoffen wir aber bereits mit diesem Artikel geben zu können.
Grundsätzlich arbeiten die Anbieter nach zwei Methoden: Entweder sie führen Mitarbeiterbefragungen durch oder sie werten Online-Bewertungen aus. Rein zahlenmäßig die aufwendigste Untersuchung leistet sich der Focus in seinem Business-Ableger. 900 000 Unternehmen (!) – insgesamt gibt es in Deutschland 3,28 Millionen Firmen – gingen Redakteure und Kununu-Mitarbeiter nach eigenen Angaben durch, um diejenigen auszusuchen, die mindestens 50 Bewertungen auf der Plattform und über 500 Mitarbeiter haben. Der gesamte Mittelstand kommt unter Deutschlands Top-Arbeitgebern also gar nicht vor – dafür hat Focus Business eine eigene Auswertung. Grundlage des Siegels sind dabei einzig die Bewertungen auf Kununu. Wer dort mit mehr als 3 Punkten aufgeführt wird, kommt in die engere Auswahl und kann es dann aufgrund rein mathematischer Verfahren zum „Top-Arbeitgeber“ und damit in das Heft schaffen. Dafür müssen die Unternehmen nichts bezahlen – erst, wenn sie das Siegel auch für ihre werbliche Kommunikation nutzen möchten, wird Geld fällig. Wie viel, das macht Burda nicht öffentlich, aber einem Angebot, das vor einigen Jahren von einem Blogger veröffentlicht wurde, ist ein Basispreis von 10 000 Euro zu entnehmen.
Unternehmen, die häufig und gut von Mitarbeitern bewertet werden, kommen aber auch automatisch in den jährlichen Auswertungsmechanismus von Glassdoor, Kununu und Xing resp. der Holding New Work SE. Die beiden Portale, bei denen Mitarbeiter ihre Arbeitgeber beurteilen können, werden immer populärer. Den Unternehmens-Rankings liegen dabei sowohl die Anzahl der Bewertungen, die Punktzahlen für einzelne Kategorien als auch eine eher qualitative Einschätzung zugrunde: Das können Fragebögen für Unternehmen zur Selbstauskunft sein, Mitarbeiter-Insights in das Unternehmen oder ein hohes Engagement der Unternehmen selbst auf diesen Plattformen. Die Kosten für die werbliche Nutzung der Siegel beginnen bereits bei wenigen Hundert Euro – oder entfallen, wie beim New Work Award, in diesem Jahr völlig.

Die Arbeitgeber-Attraktivität ist ein elementarer Bestandteil der Porsche- Strategie 2025+.
Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen bei Porsche

Aufwendiger gehen Marktforschungsinstitute und Beratungsfirmen wie Great Place To Work, das Top Employers Institute oder die Konstanzer Zeag GmbH vor. Die Zertifizierung als „Beste Arbeitgeber“, „Top-Arbeitgeber“ oder ähnliches wird nach einer umfangreichen Arbeitnehmerbefragung vergeben, die entweder durch die Anbieter selbst durchgeführt wird oder mit Unterstützung von Universitäten wie etwa der von St. Gallen. Die Kosten dafür liegen bei mehreren Tausend Euro. So ruft etwa die Zeag GmbH 1200 Euro alleine für die TopJob- Analyse in der günstigsten Kategorie für Unternehmen mit bis zu 24 Mitarbeitern auf. Qualifiziert sich das Unternehmen für das Siegel, werden weitere 4000 Euro fällig. Auch das Beratungsunternehmen Great Place To Work geht mit den Kosten für die Zertifizierung offen um. Die Preise starten bei 1500 Euro für Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern. Größere Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern müssen 4000 Euro aufwenden, für Konzerne werden die Preise jeweils individuell ermittelt.
Den meisten Glamour strahlen die HR-Wettbewerbe der Berliner Quadriga Hochschule sowie des Mannheimer Messeveranstalters spring aus. Mit wenigen Hundert Euro sind sie zudem deutlich günstiger – wenn nicht gar kostenlos, Teilnahme an einer der HR-Messen von spring vorausgesetzt. Allerdings setzt die Teilnahme auch ein viel größeres Engagement seitens der Unternehmen voraus. Prämiert werden innovative Projekte und Kampagnen im Bereich Employer-Branding. Beiden Wettbewerben stehen hochkarätige Jurys vor, gebildet aus Entscheidern von Markenartikel-Herstellern und Professoren für Personalmanagement. Die Gewinner werden im Rahmen großer Gala-Veranstaltungen ausgezeichnet.
Eine exakte Evaluation der einzelnen Arbeitgeber- Siegel ist also stets nötig, um zu entscheiden, welche Bewerbung und/oder Nutzung dem Unternehmen am meisten bringt. Denn eins ist klar: Das eigene Image stärken die Zertifikate in jedem Fall. Für den Seriensieger Porsche zählt das Thema gar zu den wichtigsten Zukunftsfragen überhaupt: „Die Arbeitgeber-Attraktivität ist ein elementarer Bestandteil der Porsche-Strategie 2025+. Auch wenn sich das Personalwachstum künftig deutlich abflachen wird, ist eine starke Arbeitgeber-Marke enorm wichtig, um auch in Zukunft die besten Talente für Porsche zu gewinnen“, sagte Personalvorstand Andreas Haffner kürzlich bei der Bekanntgabe des Universum-Rankings. Angehende Ingenieure sehen darin den Autobauer als erste Adresse für zukünftige Bewerbungen an.


Die bekanntesten Arbeitgeber-Zertifikate auf einen Blick
Anbieter Leitung Zertifikat/Rankings Website(s)/Downloads Sitz
berufundfamilie Oliver Schmitz Audit berufundfamilie www.berufundfamilie.de Frankfurt am Main
F.A.Z.-Institut Gero Kalt,
Hannes Ludwig
Deutschlands begehrteste Arbeitgeber www.faz-institut.de Frankfurt am Main
Focus Line Extensions Volker Bernhardt Top Nationaler Arbeitgeber Focus Business: PDF „Deutschlands Top-Arbeitgeber 2020“ München
Glassdoor John Lamphiere Beste Arbeitgeber www.glassdoor.de Hamburg
Great Place To Work Frank Hauser,
Andreas Schubert
Beste Arbeitgeber www.greatplacetowork.de Köln
Institute of Research & Data Aggregation Gerlinde Utter Leading Employer www.leading-employers.de Düsseldorf
Kununu Moritz Kothe,
Sarah Müller,
Petra von Strombeck
Open Company,
Top Company
www.kununu.com Wien
New Work SE Petra von Strombeck New Work Arbeitgeber arbeitgebersiegel.new-work.se nwx.new-work.se Hamburg
Quadriga Media Berlin GmbH Rudolf Hetzel,
Torben Werner
HR Excellence Awards www.hr-excellence-awards.de Berlin
Roos Consult Christian Roos Hamburgs beste Arbeitgeber www.hamburgs-bestearbeitgeber.de Hamburg
spring Messe Management GmbH Astrid Jaeger,
Peter Platsch
HR Innovation Award www.hr-innovationaward.de Mannheim
Top Employers Institute Steffen Neefe Top Employer www.top-employers.com Düsseldorf
Trendence Sascha Kubak,
Robindro Ullah
Trendence Awards Deutschlands beste Arbeitgeber für Schüler und Studenten www.arbeitgeber-ranking.de
www.trendenceawards.com
www.trendence.com
Berlin
TÜV Rheinland Michael Fübi Ausgezeichneter Arbeitgeber www.tuv.com Köln
Universum Communications Tina Smetana Die attraktivsten Arbeitgeber für Studenten und Young Professionals www.universumglobal.com/de Berlin
Unternehmensforum Olaf Guttzeit Inklusionspreis für die Wirtschaft www.inklusionspreis.de Ingelheim
Zeag – Zentrum für Arbeitgeberattraktivität Silke Masurat Top Job: Top-Arbeitgeber www.top-arbeitgeber.de
www.topjob.de
Konstanz

Quelle: Eigene Recherche.

 

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